Der Kreis Lyck

 

Der deutsche Kreis Lyck liegt in der südöstlichen Ecke der früheren preußischen Provinz Ostpreußen, im Regierungsbezirk Allenstein. Die Fläche des Kreises (1945) betrug      1.115,06  qkm. Der Kreis Lyck hatte (1939) 56.417 deutsche Einwohner, davon 16.482 in der Stadt Lyck.

Zum Kreis Lyck gehörten

die Stadt Lyck,

die amtsfreie Gemeinde Prostken

156 amtsangehörige Gemeinden, die in 21 Amtsbezirken zusammengefasst waren, und

der Forstgutsbezirk Grondowken.

Die Stadt Lyck liegt auf 53° 49´ nördlicher Breite (etwa Höhe Lübeck) und

22° 21´ östlicher Länge (östlicher als Warschau).

 

Der heutige polnische Kreis Elk (Lyck) besteht aus der Stadt Elk (Lyck) und den Gemeinden Kalinowo (Dreimühlen), Prostki (Prostken), Stare Juchy (Fließdorf) und Elk (Lyck-Land). Der Kreis Lyck hat heute rund 89.000 fast ausschließlich polnische Einwohner, davon rd. 60.000 in der Stadt Elk.

Nach der Volkszählung von 2002 wohnten im Kreis Lyck nur noch 84 Einwohner mit deutsch als Muttersprache.

Das Gebiet des Kreises Elk hat sich gegenüber dem Gebiet des Kreises Lyck wie folgt verändert.

Die nördlichen Orte Gailau und Petersgrund wurden dem Kreis Treuburg und die westlichen Orte Gortzen, Kalgendorf, Klaussen, Rostken und Seebrücken wurden dem Kreis Johannisburg zugeordnet.

Dem Kreis Lyck wurden zugeschlagen: der Ort Bogusze (altpolnisches Dorf bei Prostken) und aus dem Kreis Johannisburg das ganze Kirchspiel Großrosen sowie der Ort Andreaswalde.

Der Kreis Elk gehört zur Wojewodschaft Ermland und Masuren (Sitz in Allenstein), seine

 

Fläche beträgt 1.111,0 qkm. 


 Die Geschichte des Kreises

 

Bis in das 13. Jahrhundert war der Kreis Lyck von dem preußischen Stamm der Sudauer besiedelt. Ihr bekannter letzter Heerführer war Herzog Skomand. Seine Burg stand bei Skomanten (Skometno Wielkie). Die Sudauer waren die letzten Preußen, die der Deutsche Ritterorden (seit 1230 in Preußen) 1283 besiegte und christianisierte.Es entstand die ”Große Wildnis ”, ein entvölkertes Land. 1354 wird die “Clausula Mariana“ erwähnt; es soll sich um Klaussen, Kreis Lyck handeln. Im Jahre 1398 begann

der Ritterorden den Bau einer Burg auf der Insel im Lyck-See. Auf Grund des Vertrages vom Melno-See von 1422 wurde die Grenze zwischen dem Ordensstaat einerseits und dem vereinigten Polen und Litauen andererseits markiert. Sie bestand de facto bis 1945 und de jure bis 1990. Das Dorf Lyck wurde 1425 gegründet. Bereits 1435 wurden Lyck die Stadtrechte verliehen, die allerdings bis 1669 ruhten. Im 15. Jahrhundert ließ der Zustrom deutscher Siedler nach Preußen nach. In der ersten Hälfte jenes Jahrhunderts wurden im Kreis Lyck nur 5 weitere Dörfer gegründet. Nach dem 2. Thorner Frieden (1466) und der damit verbundenen Lehnsabhängigkeit des Ordensstaates vom polnischen König kamen verstärkt Siedler aus dem benachbarten polnischen Masowien (Mazowsze).

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden viele Dörfer. 1525 wurde Preußen protestantisch und damit auch ein weltliches Herzogtum. Die Gegenreformation in Polen hatte zur Folge, daß Glaubensflüchtlinge, insbesondere aus dem südlichen Polen nach Preußen, einwanderten. 1587 erhielt Lyck, neben Saalfeld und Tilsit, eine “Partikular”-Schule zur Vorbereitung auf das Universitätsstudium in Königsberg. 1618 wurde der Kurfürst von Brandenburg gleichzeitig Herzog von Preußen. 1545 errichtete man bei Prostken die Grenzsäule. Sie markierte das damalige Dreiländer-Eck

Preußen - Litauen - Polen.

 

1656 verheerten im schwedisch-polnischen Krieg die polnischen Hilfstruppen der Tataren den Kreis Lyck. 1660 wurde Preußen durch den Frieden von Oliva ein souveränes Herzogtum. 1669 hat der Große Kurfüst die Stadtrechte von Lyck “erneuert”. 1701 wurde Preußen ein Königreich. 1710 grassierte die Pest. im siebenjährigen Krieg war Lyck von 1758 bis 1762 von Russen besetzt. Von 1807 bis 1813 lagerten französische Truppen in Lyck. 1868 wurde die Eisenbahnlinie Königsberg - Lyck eröffnet. Ab 1872 unterrichtete man an den Volksschulen im Kreis Lyck nur noch in deutscher Sprache. 1914/15 hatten mehrmals russische Truppen Lyck besetzt. Am 11.Juli 1920 fand die Volksabstimmung statt. Im Kreis Lyck stimmten für Deutschland 36.534 und für Polen nur 44 Stimmberechtigte. Im Jahre 1925 fand die 500-Jahrfeier der Stadt Lyck statt.

 

Am 1.September 1939 begann der unselige II: Weltkrieg. Der Fluchtbefehl für Lyck kam am 21.Januar 1945. Von 52.795 Personen, die zu der Zeit im Kreis Lyck lebten, haben 10.789 nicht überlebt. Das sind rund 20,4 Prozend. Nur wenige Menschen blieben oder kehrten zurück. Nach einer Statistik vom 31.Dezember 1965 bewohnten nur 731 Deutsche den Kreis Lyck. Zur Zeit sind es vielleicht noch etwa 300 Personen.

 

Bereits in der Konferenz von Jalta am 11.Februar 1945 haben die 3 alliierten Großmächte anerkannt, “daß Polen einen beträchtlichen Gebietszuwachs im Norden und Westen erhalten muß”. Der Beschluß des Saatskomitees für Verteidigung der UdSSR vom 20.Februar 1945 war die Grundlage für die Übertragung der Hoheitsgewalt in der von der Roten Armee eroberten Oder-Neiße-Gebieten an die provisorische polnische Regierung. Am 6.April 1945 wurde die polnische Flagge auf dem Landratsamt in Lyck gehißt. Die deutsche Wehrmacht kapitulierte am 8.Mai 1945.

 

Noch bevor mit dem Potsdamer Abkommen vom 2.August 1945 die Oder-Neiße-Gebiete unter polnische Verwaltung gestellt wurden, schlugen die Polen den Kreis Lyck laut Beschluß des polnischen Ministerrats 7.Juli 1945 der Wojewodschaft Bialystok zu. Die DDR hat die Oder-Neiße-Grenze am 6.Juni1950 anerkannt. Die “alte” Bundesrepublik Deutschland folgte diesem Schritt am 7.Dezember 1970. 1975 wurde der Kreis Lyck der neugebildeten Wojewodschaft Suwalki zugeordnet. Durch den “2+4-Vertrag” vom 12.September 1990 hat Deutschland Ostpreußen und somit auch den Kreis Lyck aufgegeben. Damit wurde Ostpreußen “herrenlos ”. Nach einer “logischen Sekunde” hat die Republik Polen das südliche Ostpreußen ihrer Souveränität unterstellt. Die so entstandene Grenze bestätigte Deutschland durch den deutsch-polnischen Grenzvertrag vom 14.November 1990.

 

Seit 1999 gehört der Keis Lyck zur Wojewodschaft "Ermland und Masuren" (mit Sitz in Allenstein).